079 Zittertherapie und EMDR

Zittertherapie und EMDR

Das war eine neue Art Zitter-Erlebnis. Ich stand auf meiner Matte in bequemer Kleidung und bemerkte ein angenehmes zartes Zittern und Vibrieren in tieferen Muskelschichten meines Rumpfes. Unwillkürlich. Wohltuend. Gleichzeitig emotional bewegend. Weil es mit einem befreienden Gefühl verbunden war. Tränen rannen mir über das Gesicht.

Davor hatte ich so viel Respekt gehabt?

Keine besonderen Gedanken dabei außer, wie wohltuend es ist, einfach loszulassen und den Körper tun zu lassen, was er vielleicht schon lange tun wollte. Dankbarkeit erfüllte mich.

(Fortsetzung weiter unten)

Erfahre heute

  • meine Learnings au den Selbsterfahrungen mit Zittern, neurogenem Zittern oder auch Zittertherapie.
  • Zitter-Beobachtungen aus dem Coaching
  • Hintergründe der Zittertherapie
  • und was du von der Zittertherapie ins (EMDR) Coaching mitnehmen kannst.

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Shownotes zu Folge 079

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Die Beiträge über die 8 Phasen des EMDR, wozu auch die erwähnte Ressourcenarbeit und die Verarbeitung gehört findest du hier: Phase 1-2 des EMDR, Phase 3-8 des EMDR

Dr. David Berceli über die physiologisch, neurologischen und psychologischen Hintergründe des Zitterns: https://youtu.be/a0NooNBBro0

Beate Korioth erklärt das neurogene Zittern https://youtu.be/Fk-ZDKWFCtU

Die Faszien-Stress-Release Methode von Ulrike Balke-Holzberger https://fsr-deutschland.de/index.php/fsr

Mehr zur Online EMDR Ausbildung: https://heartify.life/emdr/ausbildung/online/

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Skript: Zittertherapie und EMDR Coaching

Selbsterfahrungem mit Zittertherapie oder neurogenem Zittern.

(Fortsetzung)

Um mich herum gab es auch andere Prozesse. Ausdruck von Schmerz oder Trauer beim Zittern und Loslassen. Die Kollegin ging herum und unterstützte jeden, wie er/sie es brauchte.

Wir waren von ihr gut vorbereitet worden. Sie hatte uns aufgeklärt, dass das Ziel sei, dem Körper das natürliche Zittern wieder zu erlauben. Weil es dem Körper hilft, Stress abzubauen. Dabei kann es auch geschehen, dass traumatische Erfahrungen über die Körperreaktionen verarbeitet werden ohne inhaltlich damit zu arbeiten. Ich war also mega gespannt, was passieren würde.

Wie schon beschrieben, erlebte ich ein „schnelles kurzwelliges“ stresslösendes Zittern im Körperinneren. Später erklärte die Kollegin, das sei eine Reaktion im Bindegewebe. Es zeichnet sich aus durch ein eher vibrierendes leichtes Zittern. Emotionen und Stress wurden aus dem Bindegewebe gelöst oder befreit. Das hatte ich in diesem Ausmaß noch nie vorher erlebt.

Das alles ereignete sich im Übungsabend meiner Kollegin. Er war Teil ihrer Ausbildung zum TRE® Provider, also Begleiterin mit „Zittertherapie“ oder „Zittercoaching“. TRE ist die Abkürzung für Tension and Trauma Releasing Exercises. Also Übungen zur Stressreduktion und Traumalösung. Im Volksmund auch Zittertherapie genannt. Sie wurden entwickelt von Dr. David Berceli. Im dritten Abschnitt gehen wir auf die Hintergründe dazu näher ein. Dort erfährst du auch, wie dir dieses Wissen beim Coaching, insbesondere beim EMDR Coaching sehr helfen kann.

Aus der Selbsterfahrung bei Ausbildungen kannte ich sogenannten grobschlägigen Tremor, also heftiges Zittern. Entweder in Teilbereichen oder sogar des ganzen Körpers. Z. B. bei Prozessn mit Atemtherapie. Aber auch wenn bei Coachings ein sehr tiefer, schmerzhafter Punkt berührt wurde, konnte ich derartige automatische Körperreaktionen erleben. Glücklicherweise hatte ich dabei Dozenten, die mit diesen Körperreaktionen vertraut waren, mich gut begleiteten und ermunterten, sie auszuagieren. Dadurch konnte ich sehr tiefe und befreiende Prozesse erleben. In meiner ersten Coaching Ausbildung ermutigte mich meine Ausbilderin sehr. Sinngemäß sagte sie „Da du selbst so tiefe Prozesse erlebt hast, werden auch Klienten bei dir sich aufgehoben fühlen und tiefe Prozesse erleben. Du wirst auch die entsprechenden Körperreaktionen gut begleiten können.“ So zeigte es sich dann auch in meiner Praxis.

Damit kommen wir zum zweiten Teil des Beitrags Zittertherapie und EMDR.

Beobachtungen zu Zittern beim Coaching und EMDR – Zittertherapie und EMDR.

Als ich begann selbst mit Coaching Klienten zu begleiten bei der Verarbeitung schmerzhafter Erfahrungen der Vergangenheit, Auflösung von Stress und neuen Perspektiven in eine lebenswerte Zukunft, bestätigten sich die Worte meiner Ausbilderin.

Es gab nicht nur aber auch Klienten, bei denen zu ihren Verarbeitungsprozesse spontan intensive Körperreaktionen auftauchten. Wie z. B. Zittern. Das nennt man übrigens auch „Abreaktion“. Gemeint ist damit ein ausagieren von aufgestauten Gefühlen. Aber auch, dass der Körper gespeicherten Stress körperlich abreagiert. Dazu könnte auch gehören auf ein Kissen zu schlagen, zu stampfen, sich zu schütteln, zu schreien etc.

Heute nehme ich von Ermunterung zu Abreaktionen im Coaching bis auf wenige Situationen Abstand. Mittlerweile habe ich erfahren, dass der Körper dies von allein tut, wenn es dran ist. Dann ist es natürlich gut, sich auszukennen, dabei begleiten und unterstützen zu können.

Seitdem ich EMDR Coaching anbiete habe ich eine Menge dazu gelernt, das ich hier mit dir teilen möchte.

Es beginnt damit, dass auch Erinnerungen an positive hilfreiche Erlebnisse bei der Ressourcenarbeit mit einem angenehmen Kribbeln oder Vibrieren im Körper verbunden sein können. Entweder in einem Teilbereich des Körpers (Hände, Füße etc.) oder auch im ganzen Körper. Das ist natürlich eine wunderbare Erfahrung, wenn sich angenehme Gefühle auf diese Weise im Körper ausbreiten. Wie ein loslassen und zulassen des Flusses oder Stroms positiver Energie. Hieran erkennst du, dass Vibrieren, Kribbeln oder leichtes Zittern dem Ausbalancieren dienen kann. Im ganz und gar positiven Sinn.

In der Verarbeitungsphase des EMDR beobachte ich Klienten sehr genau. Ich achte auf Gestik, Mimik, Veränderungen der Hautfarbe, des Muskeltonus etc. Das gibt mir Anhaltspunkte, was gerade geschieht, auch wenn KlientIn nicht spricht. So beobachte ich gelegentlich ich grobschlägiges Zittern und weiß dann, dass gerade eine intensive Verarbeitungsphase läuft, unabhängig vom Inhalt. Ich kann besser darauf achten, dass KlientIn im Hier und Jetzt bleibt trotz Verarbeitung, vielleicht mit beschleunigter Stimulation der beiden Hirnhälften dafür sorgen, dass die Verarbeitung beschleunigt stattfindet. Wir sprechen beim EMDR Coaching gerne davon, mit dem ICE verarbeitend durch die Erinnerungen zu brausen statt mit dem sonst üblichen Bummelzugs.

Manchmal beobachte ich jedoch ganz feines, kaum wahrnehmbares Zittern in der Gesichtsmuskulatur. Besonders im Kieferbereich. Für mich ist dies eine kleine Information, dass KlientIn eine Erinnerung an ein bedrohliches Erlebnis verarbeitet. Die Aktivität im Kiefer entspricht der Drohgebärde bei den Tieren, Zähne fletschen oder zubeißen wollen. Vielleicht sind das Angriffsimpulse, die nicht ausgelebt werden konnten, weil man damals z. B. als Kind dies nicht durfte oder konnte. In der Verarbeitung kann dies über das Muskelzucken im Kiefer abreagiert werden.

Oder im Rahmen von Verarbeitung taucht als Phase feineres oder grobschlägiges Zittern in Körperbereichen oder dem ganzen Körper auf. Auch hier heißt es für mich: erklären, dass die Körperreaktion hilft, die im Körper gespeicherten Erinnerungen über die Muskelaktivität aufzulösen. Dass es sein darf, gut und hilfreich ist. Und es gibt verschiedene Unterstützungsangebote, aus denen KlientIn wählen kann. Das gehört zur fundierten EMDR Coach Ausbildung dazu. Natürlich gehört auch dazu, wie man so unterstützt, dass der ganze Verarbeitungsprozess so kurz und angenehm wie möglich verläuft.

Hintergründe der Zittertherapie – auch wichtig für Coaching und EMDR.

In diesem Video erklärt Dr. David Berceli, Begründer der TRE® Methode, selbst den Wirkmechanismus und die physiologisch, neurologischen und psychologischen Hintergründe des Zitterns. Er erklärt, dass unsere biologische Antwort auf starken Stress wie z. B. einer Trauma-Erfahrung, der Tremor „Abzittern“ sein kann. Auch macht er deutlich, dass Zittern in neurologisch oder psychologisch eher pathologisch belegt wurde. Berceli nimmt uns mit auf eine Reise der Zittertherapie-Entwicklung seit den 60-er Jahren. Als man erkannte, wie hilfreich Vibrieren und Zittern sein kann und erforschte, auf welche Weise der Körper am besten darin unterstützt werden kann.

Physiologisch gibt es nach Dr Berceli durch Vibrieren oder Zittern der Faszien viele positive Effekte:

  • mehr Beweglichkeit und Flexibilität des Körpers,
  • bessere Durchblutung
  • Schmerzlinderung
  • bessere Kommunikation zwischen Muskel- und Nervensystem
  • schnellere Wundheilung

Mit der Zittertherapie oder TRE®Methode hat Dr. Berceli eine Reihe von Übungen entwickelt, durch die

  • unwillkürliches Zittern ausgelöst,
  • sicher angewendet
  • und jederzeit gestoppt werden kann.

Er bildet darin Begleiter aus im Gesundheitswesen, in Institutionen oder ehrenamtlich Tätige, die mit Opfern von schweren Krisen und Gewalt arbeiten.

Eine abgespeckte Methode daraus hat in Ulrike Balke-Holzberger abgeleitet. Die „Faszien Stress Release“ Methode dient schwerpunktmäßig der Entspannung und dem Stressabbau, nicht therapeutischen Zwecken. Hier kannst du mehr über sie und FSR erfahren

Fazit aus der heutigen Folge Zittertherapie und EMDR

Was kannst du also aus der Zittertherapie ins EMDR Coaching mitnehmen?

Oder wie profitierst du im Coaching von der Kenntnis unserer biologischen Zitter- und Vibrationsmechanismen?

1. Zittern wird oft als pathologisch angesehen.

Vibrieren oder Zittern von Faszien und Muskeln wurde früher in der Psychologie und heute noch in der Neurologie pathologisch belegt. Natürlich gibt es Krankheitsbilder, zu denen pathologisches Zittern gehört. Wie zum Beispiel epileptische Anfälle oder die Parkinson Erkrankung.

Zittern bei Angstzuständen eine biologische Abreaktion, die sich auch verselbstständigen kann z. B. bei Phobien oder generalisierten Angststörungen. Daher auch hier verständlich, dass das Zittern zu pathologischen Symptomen eingeordnet werden kann bei der Klassifizierung von Störungen im psychiatrischen Bereich.

2. Zittern als gesunde Antwort auf Stress oder Trauma-Erfahrung.

Zittern kann eine gesunde Antwort auf starken Stress oder traumatische Erfahrung sein. Zittern kann unterstüzten, den Stress über den Körper abzubauen und schneller wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Wer hat nicht schon erlebt, dass man nach einem Beinahe-Unfall (z. B. im Straßenverkehr) erst auf die Seite fahren, anhalten muss und abwarten, bis die zitternden Beine sich wieder beruhigt haben? Das ist die natürliche Abreaktion, die hilft, den Stress wieder zu lösen und ins Gleichgewicht zurück zu finden.

3. Zittern im Rahmen von Coaching

So können es im Rahmen von Coaching, auch beim EMDR Coaching unerwartet überwältigende Erinnerungen aufpoppen. Das kann mit Vibrieren oder Zittern verbunden sein, das das autonome Nervensystem selbst initiiert, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Wohl dem, der diese Zustände kennt und unterstützen kann, sie abzureagieren und den damit verbundenen Stress zu lösen.

In der EMDR Coach Ausbildung lernst du supervidiert achtsame Beobachtung und Begleitung. Das Verständnis und die Möglichkeiten des Umgangs mit Vibrieren und Zittern im Körper sowie anderen Abreaktionen lernst du ebenfalls. Gerade wenn du Klienten unterstützt zu gesunder Selbstorganisation ist es gut, darauf vorbereitet zu sein und zu wissen, was zu tun ist. Und das auch online! Denn auch beim Online Coaching bist du nicht gefeit davor, dass Klienten schlaue Körper haben und selbstregulierend mit Zittern in einer Situation reagieren…

Die nächste EMDR Coach Ausbildung startet übrigens bald. Wenn du dich für mehr interessierst, empfehle ich dir den Newsletter:

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Mach es dir leichter Anderen zu helfen. Auch online.

Deine Kathrin

 

P.S.: Teile gerne im Kommentar deine Erfahrungen mit TRE®, FSR oder Zittern im Rahmen von Coaching oder Therapie. Lass uns im fachlichen Austausch bleiben!

 

About the Author

Mach es DIR leichter anderen zu helfen! Mit diesem Motto hat Kathrin Stamm viele hilfreiche Tipps und Tricks auf Lager, wie du als Coach und Berater mehr Leichtigkeit in dein Leben und das deiner Klienten bringst. Hol dir die Praxistipps direkt aufs Ohr mit ihrem Podcast https://heartify.life/podcast-coachingoase

  • Hallo liebe Kathrin

    Danke für deinen spannenden Blog. Ich bin Familienhelfer und Elterncoach und übe für mich das Zittern mit der TRE®Methode. Ich erlebe es als hochwirksam und heilend. Ich denke, das solche „alternative“ Methoden, welcher jeder und jede leicht erlernen kann, breiter bekannt werden sollte!
    Danke also für deinen Einsatz!
    Viele liebe Grüsse
    Mihàly

    • Danke, Mihàly, dass du deine Erfahrungen mit der TRE®Methode teilst!
      Ja, diese und andere einfache stärkende Übungen könnten bereits in der Schule eingeführt werden.
      Es ist eine angenehme Art Stress auf diese Art abzubauen, Körper und Seele zu entspannen und zu stärken.
      Dab ist du ja als Familenhelfer und Elterncoach genau an der richtigen Stelle.
      Entspanntere Eltern sind ja ein Segen 😉
      Weiter viel Erfolg mit deiner sicher immer wichtiger werdenden Arbeit und einfach auch für dich selbst.
      Herzliche Grüße
      Kathrin

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