075 The Work und EMDR

The Work und EMDR

EMDR ist keine „stand alone“ Methode, sondern lebt und wird einzigartig individuell wirksam durch deine Erweiterungen und Ergänzungen.

Heute schauen wir uns gemeinsam The Work von Katie Byron durch die Brille des EMDR Coaching an.

Du bekommst heute:

  • Die von mir getesteten Vertiefungen und Erweiterungen, die the Work für EMDR Coaching bringen kann.
  • Die 4 Fragen von Katie Byron im Zusammenhang mit störenden Überzeugungen anhand eines Beispiels.
  • Wie du beim EMDR Choaching profitierst, wenn du bereits Erfahrung mit the Work hast.
  • Einige Unterschiede zwischen the Work und EMDR.
  • Woraus du schließen kannst, wann du eher das eine und wann eher das andere und vielleicht auch beides nutzen kannst.

 

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Shownotes zu Folge 075

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Das Arbeitsblatt „Untersuche deine Überzeugungen“ von Katie Byron kannst du auf ihrer deutschen Hompage herunterladen. Im Bereich „Herunterladen“ findest du auch die im Podcast erwähnte hilfreiche „Liste von Gefühlen und Reaktionen“ sowie die „Liste weitverbreiteter Überzeugungen

Möhtest du mehr wissen über die 8 Schritte des EMDR im (Online-) Coaching? Hol dir ein Update im kostenfreien Webinar-Workshop zu EMDR Coaching ein.

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Skript: The Work und EMDR Coaching

Kennst du bereits the Work von Byron Katie?

The Work – Die Arbeit – so nannte Katie Byron ihre theoretisch einfachen 4 Fragen. Die es jedoch in der Praxis ganz schön „in sich“ haben, wie erfahrene „Worker“ sicher bestätigen.

The Work hat mich bereits vor über 10 Jahren in den Bann gezogen. Es gab damals Phasen, da habe ich fast täglich Arbeitsblätter gemacht. Weil es mir viele Erkenntnisse brachte und mir half, andere Sichtweisen einzunehmen. Manchmal wandte ich die 4 Fragen auch in meiner Praxis an, was meine Klienten  ebenfalls unterstützte und immer wieder tiefe Erkenntnisse brachte, die nachwirkten.

Wenn Katie Byron alljährlich nach Köln zum Vortrag bzw. Workshop kam, war ich jedes Mal dabei. Sie live zu erleben war beeindruckend. Weil ich viel von ihr lernen bzw. wiederentdecken konnte. Im letzten Beitrag „Lerne von den Besten – erwetiere dein EMDR Coaching“ kannst du einen Erlebnisbericht davon lesen.

Ich nehme heute das Arbeitsblatt „Untersuche eine Überzeugung“ von Katie Byron und arbeite die Gemeinsamkeiten bzw. den Gewinn für EMDR Coaching aus Erfahrung mit The Work von Katie Byron heraus.

Auf der deutschen Seite von Katie Byron kannst du das Arbeitsmaterial downloaden, das sie allen kostenlos zur Verfügung stellt sowie nähere Infos, Videos sehen u.v.m.

Auch das Arbeitsblatt „Untersuche eine Überzeugung“ findest du dort auf Deutsch zum Download. Vielleicht hast du selbst schon damit gearbeitet und hast das Arbeitsblatt in Erinnerung. Wenn nicht, lade ich dich ein, es herunterzuladen und mitzulesen. Du kannst es anschließend für dich mit einer Überzeugung ausfüllen, die du verändern möchtest. Lass dich überraschen!

Wenn du das Arbeitsblatt vor dir hast, trägst du oben einen Glaubenssatz ein, der dich stresst, blockiert, Aufmerksamkeit und Energie bindet.

Zum Beispiel: Ich muss immer etwas tun, um gesehen und anerkannt zu werden.

Wann geht es beim EMDR Coaching um Überzeugungen?

Beim EMDR Coaching geht es spätestens in der Bewertungsphase zur Situation, die verarbeitet werden soll. Das gehört zu Schritt 3 der 8 EMDR-Schritte. Mehr zu den 8 Schritten des EMDR findest du auf https://heartify.life/024  und https://heartify.life/025

KlientIn sammelt an dieser Stelle alle negativen Überzeugungen über sich selbst, die sie mit der Erinnerung an die zu verarbeitende Situation verbindet. Oft ist es erforderlich als Begleiter, darin zu unterstützen, die dysfunktionalen Glaubenssätze herauszufiltern. Nicht jeder Klient hat sie sofort auf Lager.

Wer mit der Work von Katie Byron gearbeitet hat, ist vertraut damit, wie

  • weitreichend der Einfluss von Überzeugungen ist, die unbewusst und unreflektiert im Hintergrund in unserem Alltag laufen.
  • Glaubenssätze unser Handeln blockieren, Beziehungen zerstören und uns davon abhalten können, der oder die zu sein, die wir eigentlich dem tiefsten Wesen nach sind.
  • kenntt und nutzt vielleicht auch ihre hilfreiche Liste „Weit verbreitete Überzeugungen“, die sie ebenfalls auf ihrer Website zum kostenlosen Download zur Verfügung stellt.

Wenn wir diese Liste für EMDR nutzen wollen, sind an einigen Stellen Veränderungen gut.

So ist es für die Bearbeitung mit EMDR wichtig, dass zur wirksamen Verarbeitung Glaubenssätze in der Gegenwart und in der Ich-Form formuliert sind.

Ein Satz wie „Eltern sollen ihre Kinder lieben“ aus der Liste von Katie Byron ist zwar ein Glaubenssatz. Für die Arbeit mit EMDR würde er jedoch besser umgewandelt in „Ich muss immer und in allen Situationen meine Kinder lieben.“ Das sind bedeutende Kleinigkeiten, die die Verarbeitung insbesondere bei Nutzung der Stimulation beider Gehirnhälften, sehr erleichtern.

Die erste Frage von The Work nach Katie Byron

Im Arbeitsblatt ist der erste Schritt mit der Überzeugung oder dem Glaubenssatz, den du bearbeiten willst,lautet

1. Frage von The Work: „Ist das wahr?“ (Byron Katie)

Hier antwortest du nur mit Ja oder Nein. Es geht dabei einfach darum, anzuerkennen, was du gerade denkst.

Die zweite Frage von The Work nach Katie Byron

2. Frage von The Work: „Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?“ (Byron Katie)

Diese Frage beantwortest du ebenfalls nur mit Ja oder Nein. Eventuell taucht hier allmählich der Verdacht auf, dass es auch anders sein könnte?

Die dritte Frage von The Work nach Katie Byron

3.  Frage von the Work: „Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?“ (Byron Katie)

Diese Frage lädt dich ein, die Beobachterrolle einzunehmen:

Dabei geht es darum, welche

  1. Erinnerungen,
  2. Gefühle,
  3. Reaktionen und Verhaltensmuster

auftauchen, wenn du diesen Satz für wahr hältst.

Beim EMDR wird das Pferd anders aufgezäumt:

Wir beginnen mit der Situation und schauen von da aus auf Gefühle, Reaktionen, Verhaltensmuster und Glaubenssätze.

Beim EMDR gibt es ein anderes Herangehen an den Themenkomplex.

  1. beim tieferen Eintauchen in Erinnerung, Gefühle und Gedanken unter  Stimulation des Selbstregulationssystems in Gehirn und Nervensystems wird bereits die Verarbeitung und Selbstregulation angestoßen.
  2. Dies setzt voraus, dass du  vorher gründliche Ressourcenarbeit gemacht hast, um Überflutung zu verhindern.

Bei  The Work ist das Analysieren und die Beobachterrolle eine Distanzierungstechnik, um Überflutung von Erinnerungen im Griff zu halten.

Interessant finde ich jedoch bei näherem Hinsehen, dass die Verflechtung von Glaubenssätzen mit Erinnerungen, Gedanken und Verhaltensmustern sowohl in the Work als auch beim EMDR besondere Aufmerksamkeit erhält. Daher werden die Kollegen, die mit der Work vertraut sind, sich schneller zurecht finden mit Aufspüren von dysfunktionalen und hilfreichen Glaubenssätzen.

Wenn ich also den Glaubenssatz „ich muss immer etwas tun, um gesehen und anerkannt zu werden.“ Nicht denken könnte. Was wäre dann anders? Naja, ich wäre entspannter, würde öfter mal alle 5 gerade sein lassen und wäre nicht so ausgepowert. Ich wäre fröhlicher und leichter drauf.“

Diese Frage gibt schon mal die Perspektive Richtung Lösung und was anders wäre, wenn der Satz nicht mehr funktionieren würde.

Die vierte Frage von The Work nach Katie Byron

4. Frage von the Work: „Wer wärest du ohne den Gedanken?“(Byron Katie)

Hierdurch lenkst du den Blick in eine wünschenswerte Zukunft. Du richtest deine Gedanken auf das Ziel  und bist eingeladen, dies für einen Moment bereits im Jetzt zu fühlen.

Beim EMDR kommt in der Bewertungsphase (Phase 3 der 8 Schritte) die Frage: „Was wäre statt dessen hilfreich zu denken?“ um einen positiven Glaubenssatz zu finden, der an die Stelle des negativen Glaubenssatzes treten könnte. Auch das gibt Richtung und Mut für den Prozess.

Zum 4. Schritt von TheWork gehört dann besonders, die Überzeugung vom Eingang umzukehren. Dadurch streift man das Thema Projektion.

Statt: „Ich muss immer etwas tun, um gesehen und anerkannt zu werden.“ wären mögliche Umkehrungen z. B.:

  1. „Ich muss nichts tun, um gesehen und anerkannt zu werden.“
  2. „Die anderen müssen etwas tun, damit ich sie sehe und anerkenne.“
  3. „ich muss immer etwas tun, um übersehen und ignoriert zu werden.“

Dann werden die Umkehrungen auf ihre Stimmigkeit überprüft. Ob da vielleicht auch etwas dran ist. Das bringt oft interessante Erkenntnisse.

Zum Beispiel

zu 1.: Stimmt, ich muss nichts tun. Es ist quatsch, etwas zu tun, um gesehen und anerkannt zu werden. Wer froh ist über meine Dienstbarkeit, muss noch lange nicht mein innerstes erkennen und wertschätzen.

zu 2: Wenn ich etwas tue, um Anerkennung zu bekommen von außen, übersehe und ignoriere ich mich selbst. Könnte etwas dran sein!

zu 3: Ich beobachte, dass ich etwas tue und ich gleichzeitig werde übersehen und ignoriert. Wenn ich dieses Verhalten fortsetze, dann tue ich es, um weiter übersehen und ignoriert zu werden. Das ist bitter, aber vielleicht auch wahr. Daraus könnte die Erkenntnis wachsen, dass es Sinn macht, etwas zu verändern…

Usw. usf. Du bemerkst biellciht bereits die Kraft der Erkenntnisse, die aus dieser Art von Gedanken-Analyse erwachsen kann.

Genau die Kraft dieser Erkenntnisse erleichtern dir die Unterstützung deiner Klienten auch mit EMDR. Denn du wirsteher bereit sein, akribisch dysfunktionale Überzeugungen zu sammeln und hilfreiche Überzeugungen zu erarbeiten.

Die Krönung kommt beim EMDR immer am Schluss der Verarbeitungsphase (Phase 4  von 8 Schritten). Am Ende der Verarbeitungsphase können wir nochmal konfrontieren mit den dysfunktionalen Sätzen vom Eingang. Und das ist ein Teil, den ich immer wieder genieße, auch bei der Begleitung von Klienten:

Dieses provokative Konfrontieren: „Und wenn ich dir sage: Du musst immer etwas tun, um gesehen und anerkannt zu werden.“  Schweigen, Spüren… Wie groß ist die Überraschung, wenn die Überzeugung, die zu Beginn so viel Kraft hatte, auf einmal nichts mehr mit der Gegenwart zu tun hat. „Was, das habe ich vorhin gesagt? Das stimmt nicht. Das ist Quatsch. Ja, das habe ich mal gedacht. Aber jetzt ist es eher das Gegenteil. Ich liebe mich selbst und achte auf meine Bedürfnisse. Daher sage ich manchmal auch nein. Oder das muss ich jetzt nicht tun. Oder ich tue es, aber nicht um geliebt zu werden, sondern weil ich es tun möchte.“

Provokatives Konfrontieren am Ende der Verarbeitungsphase mit EMDR fällt all jenen, die mit der Work von Katie Byron vertraut sind, sicher leichter. Weil sie diesen Effekt bereits kennen gelernt haben.

Soweit der Abgleich des Arbeitsblattes zur Überprüfung von Überzeugungen von Katie Byron mit Elementen aus dem EMDR zum Thema Glaubenssätze / Kernüberzeugungen.

Was ich als Ergänzung ebenfalls eine hilfreiche Vorerfahrung durch the Work erlebe ist der vertraute Umgang mit dem Thema Gefühle. Sie ordnet die Liste mit ihrer Übersicht dysfunktionaler Gefühle der Frage 3 zu „Wie reagierst du, wenn du diesen Gedanken glaubst?“ und die Übersicht hilfreicher Gefühle der Frage 4 zu „Wer wärst du ohne diesen Gedanken?“ Du findest ihre Liste der Gefühle ebenfalls direkt auf der Website von Byron Katie zum Download

Zusammenfassung der Gemeinsamkeiten von The Work und EMDR:

  • Die Arbeit mit dysfunktionalen Überzeugungen und Glaubenssätzen spielt eine große Rolle bei beiden Ansätzen.
  • IMit beiden Ansätzen streben wir an, gegenteiliger hilfreicher Überzeugungen zu finden, spüren und zu verinnerlichen.
  • Gefühle sind ein wichtiger Wirkfaktor. Ziel ist, sie zunächst anzunehmen und dann durch die Arbeit zu transformieren.

Wenn du bereits intensive Eigenerfahrung oder Seminare und Ausbildung mit the Work gemacht hast, bringst du wunderbare Voraussetzungen für die Arbeit mit EMDR mit. Du kannst dein Wissen und die Fähigkeiten sogar in die EMDR Anwendung integrieren.

Zusammenfassung der Unterschiede von The Work und EMDR:

The Work nutzt die 4 Fragen. Punkt.

The Work ist für Jedermann und Jederfrau gedacht, um inneren Frieden mit aktuellen Themen und Themen der Vergangenheit zu finden. Einfach mit den 4 Fragen.

The Work ist keine Therapiemethode. Sie ist nicht für Traumatherapie entwickelt worden.

Daher gibt es keine Vorbereitung auf Überraschungen, mögliche Retraumatisierung durch Rutschen in Erinnerungen während des Gesprächs o.ä. Die Begleiter von the Work müssen Skills und Werkzeuge mitbringen, sollte das in einer Sitzung passieren.

EMDR nutzt 8 Schritte, die komplex strukturiert sind.

EMDR ist als Therapie Methode entwickelt worden.

Auch wenn die 8 Schritte für Coaching genutzt werden, fußt EMDR darauf, dass Ressourcenarbeit und Kenntnis über Entstehung und Triggern von Trauma-Themen wichtig ist. Da man nie wissen kann, was überraschenderweise im Coaching auftaucht.

Damit fühle ich mich persönlich auch im Coaching wohler.

Was wir von The Work für EMDR Coaching lernen können:

  • Vertiefung des Umgangs mit Überzeugungen und Glaubenssätzen
  • Vertiefung des Verständnisses über das Zusammenspiel von Gedanken, Gefühlen, Überzeugungen und Verhalten
  • Wie hilfreich Analysieren von Gedanken sein kann. Als Fähigkeit über hilfreiche Dissoziation nicht zu stark von Gefühlen und Erinnerungen überschwemmt zu werden.

Denn nicht immer ist es nützlich, Klienten einzuladen, mehr ins Gefühl zu gehen. Manchmal ist Distanz über die Beobachter-Rolle bzw. Analyse von Gedanken sehr nützlich.

Fazit:

Wie so oft geht es auch hier nicht „um entweder – oder“ sondern um „sowohl – als auch“.

Jeder Weg hat seine Qualitäten und ist für bestimmte Situationen besonders geeignet.

Wer beides beherrscht – the Work und EMDR kann das beste aus beiden Welten zusammenbringen. Denn EMDR ist keine „Stand alone“-Methode. EMDR ist wunderbar geeignet, mit diversen Möglichkeiten ergänzt, vertiefend genutzt und bereichert zu werden.

Inspirationen mit Wirkkraft

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In der nächsten Folge befassern wir uns mit Hypnose und EMDR. Bleib dran.

 

Mach es dir leichter Anderen zu helfen – auch Online!

Herzlich

Kathrin (Stamm)

 

P.S.: Teile gerne im Kommentar deine Erfahrungen mit The Work und wie aus deiner Erfahrung die Kompatibilität der Ansätze The Work und EMDR aussieht. Lass uns im fachlichen Austausch bleiben!

 

About the Author

Mach es DIR leichter anderen zu helfen! Mit diesem Motto hat Kathrin Stamm viele hilfreiche Tipps und Tricks auf Lager, wie du als Coach und Berater mehr Leichtigkeit in dein Leben und das deiner Klienten bringst. Hol dir die Praxistipps direkt aufs Ohr mit ihrem Podcast https://heartify.life/podcast-coachingoase

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