Systemische Aufstellung und EMDR
EMDR Coaching lebt und wird noch besser durch Erweiterungen und Ergänzungen, die du von den Besten lernen kannst.
Darum widmen wir uns hier und heute dem Thema Systemische Aufstellung und EMDR. Oder genauer, wie du von der Erfahrung mit systemischer Arbeit beim (EMDR) Coaching profitieren kannst:
- Meine „Spookie“ Erfahrungen mit systemischen Aufstellungen.
- Systemische Aufstellungen nach Bert Hellinger oder Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer
- Was du von deiner Erfahrung mit systemischen Aufstellungen mit ins EMDR Coaching nehmen kannst.
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Shownotes zu Folge 076
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Der erwähnte Blogbeitrag über Schritt 4 der 8 Schritte des EMDR
Mehr über die systemische Strukturaufstellung nach Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer https://www.syst.info/de/grundformen-der-systr
Mehr Info über Bert Hellinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Bert_Hellinger
Gunthard Weber: Zweierlei Glück – die systemische Psychotherapie Bert Hellingers, Carl-Auer Verlag
Insa Sparrer: Wunder, Lösung und System, Carl Auer Verlag
Möchtest du mehr wissen über die 8 Schritte des EMDR im (Online-) Coaching? Hol dir ein Update im kostenfreien Webinar-Workshop zu EMDR Coaching ein.
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Skript: Systemische Aufstellung und EMDR Coaching
Erste „Spookie“ Erfahrungen mit systemischen Aufstellungen.
Vor ca. 30 Jahren hörte ich im Freundeskreis von der sogenannten „Aufstellungsarbeit“. Warst du schon mal bei Hellinger? Das ist abgefahren. Da musst du mal hin. Da findest du Verborgenes über dich und deine Familie raus, löst systemische Verstrickungen u.v.m.
Reizte mich erst Mal gar nicht. Hörte sich irgendwie nach Hokuspokus an.
„Da gibt jemand ein Thema aus seiner Familie z. B. Dann werden Stellvertreter gesucht und die betroffenen Familienmitglieder aufgestellt. Der Themengeber beobachtet das Ganze. Er stellt die Stellvertreter auf. Und schon allein wie sie stehen, verrät ganz viel über die Ist-Situation im System. Wenn du mal Stellvertreter bist, kannst du das richtig spüren.“ Undso weiter. Bis hin zu Geschichten von ungeborenen Kindern, verheimlichten Geschwistern, Missbrauch und Verbrechen – alles würde aufgedeckt. Auch wenn mehr und mehr Menschen aus dem Freundeskreis mal Aufstellungsarbeit machten (oder gar eine Ausbildung nach Bert Hellinger), blieb ich skeptisch. Es wirkte einfach etwas „spooky“.
Bis mein Mann eines Tages eine Aufstellung für unsere Familie buchte. Tja, wenn er diese Möglichkeit als Hilfe für uns in Betracht zog, wollte ich nicht nein sagen.
Wie erstaunt erlebte ich die der Rolle einer Stellvertreterin:
- Meine Hüfte begann, sich von alleine zu drehen.
- Mein Blick wurde unweigerlich in eine Richtung gelenkt wurde und ich konnte und wollte gar nicht woanders hingucken.
- Ich bemerkte ungewöhliche Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen.
So erfuhr ich, was Viele aus meinem Freundeskreis vor mir erfahren hatten, am eigenen Leib:
- Was systemische Aufstellungsarbeit sichtbar und spürbar machen kann.
- Wann etwas im System nicht stimmt und wie es besser für alle werden kann.
- Wie sich die Veränderung einer Position im System auswirken kann,
- Wie lösende Sätze und Rituale mit Stellvertretern in der Aufstellung direkt und im Leben weiter wirken können.
Weitere Aufstellungen folgten.
Dann begann ich mich für die Theorie hinter der Methode zu interessieren und las Literatur dazu.
Das Buch, das aus meiner Sicht wichtige Gesetzmäßigkeiten für Familiensysteme beschreibt ist das Buch „Zweierlei Glück“ von Guntram Weber. Wenn du noch andere hilfreiche Lesetipps oder Erfahrungen dazu hast, schreibe sie gerne unten in den Kommentar.
Irgendwann wandte ich mich von dem Thema wieder ab, Anderes trat in den Vordergrund.
Gleichzeitig bemerkte ich, wie Freunde die Methode der Aufstellungen in den Firmenkontext brachten, also Aufstellungsarbeit für Organisationen anboten.
Als ich dann später mit ca. 40 Kollegen in der Ausbildung zum psychologischen Berater war, diskutierten wir über systemische Aufstellungen. Interessant fand ich, dass mindestens 50% entweder selbst schlechte Erfahrungen mit Aufstellungsarbeit nach Hellinger gemacht haben. Oder sie haben davon erfahren, dass jemand aus dem Freundeskreis nach einer Aufstellung heftige Probleme bekam.
Es gab Berichte, dass…
- es belastend war zu verarbeiten, was aufgedeckt wurde. Ja, dass sie teilweise psychisch nicht mit den Emotionen und „aufgedeckten“ Inhalten fertig wurden.
- aufgedeckten Wahrheiten nicht stimmten. Dass hat z. B. nachweislich keine Abtreibung und somit auch kein totes Geschwister gegeben hat.
Aufgrund derartiger Erfahrungsberichte bin ich trotz allem Interesse ein wenig skeptisch geblieben.
Systemische Strukturaufstellung
Bis heute bevorzuge ich eher den von Matthias Varga von Kibed und Insa Sparrer entwickelten Ansatz der Systemischen Strukturaufstellung, wie sie hier beschrieben wird: https://www.syst.info/de/was-ist-systr Die Beiden sind mit ihrem lösungsfokussierten Ansatz stark durch die Schule von Steve DeShazer und Insoo Kim Berg geprägt. Daher dienen die systemischen Strukturaufstellungen eher dazu, Lösungen zu finden und Ressourcen zu nutzen. Das finden eines ersten Schritts Richtung Lösung habe ich leichter und angenehmer erlebt. Es wühlte nicht so auf. Gleichwohl fließen die Gesetzmäßigkeiten, die Hellinger für Familien herausarbeitete, in die Systemische Strukturaufstellung ein.
Die Kenntnis der Gesetzmäßigkeiten für gesunde Ordnung in Familien und Systemen birgt eine Fülle bereichernden Materials auch für EMDR.
Themenbeispiele, deren Kenntnis dein EMDR Coaching wirkungsvoller machen können:
- Gleichgewicht von Geben und Nehmen
- die Ordnung in Familien, auch Patchworkfamilien
- Umgang mit Vorbelastungen durch die Eltern
- Verantwortung
- Zugehörigkeit
- Lösung aus systemischen Verstrickungen
u.v.m.
Wie du systemische Aufstellung und EMDR Coaching verbinden kannst
Wer eine Ausbildung in systemischer Arbeit hat, kann diese Kenntnisse gut in der Verarbeitungsphase (Schritt 4 der 8 EMDR-Schritte) als Impulse einweben. Oder du kannst einladen, unter Stimulation innerlich die Plätze der Betroffenen im Raum wahrzunehmen und diese zu verändern. Oder KlientIn einladen, im Rahmen der Durcharbeitung mit Stimulation der beiden Gehirnhälften zusätzlich einen hilfreichen Lösungssatz auszusprechen. Zum Beispiel: „Ich gebe dir den Teil der Verantwortung zurück, der zu dir gehört.“ Oder Anderes.
Manchmal kreieren Klienten in einer bestimmten Phase im Rahmen ihrer Verarbeitung unter Stimulation der beiden Gehirnhälften ein ganz eigenes inneres hilfreiches Ritual. Oft erkenne ich und staune, wie sie ganz von sich aus die Gesetze der Ordnung in Systemen anwenden. Wenn das gesunde Selbstregulationssystem aktiv ist, gut gefüttert von den eigenen Ressourcennetzwerken…
Mit systemischem Hintergrundwissen und Zugang zu einem systemischen Verständnis kannst du besser erkennen, würdigen und verstärkend „feiern“ mit Klienten, wenn systemische Lösungsamsätze bei deinen Klienten spontan auftauchen. Sonst würden solche besonderen Momente vielleicht unbeachtet „untergehen“.
Natürlich kannst duKlienten darin unterstützen, zu solchen Lösungen hinzuwachsen. Manchmal braucht es ein wenig „Psychoedukation“. Also Vermittlung von Kenntnissen über die Ordnung in Systemen. Damit Klienten gute tragfähige Lösungen für sich finden.
Regelmäßig werde ich als Begleiterin mit EMDR während der Verarbeitungsphase Zeugin von berührenden Versöhnungsszenen. Und zwar innerlich, in der Vorstellung, während der Verarbeitungsphase. Z. B. mit verstorbenen Eltern oder gar nicht anwesenden ehemaligen Partnern oder erwachsenen Kindern oder auch einem eigenen inneren Anteil.
All das kann mit Visualisierung unter EMDR zwar anders als bei der Aufstellungsarbeit, jedoch in der Wirkung für KlientIn ähnlich wie bei einer systemischen Aufstellung passieren.
Wer also Vorerfahrung mit systemischem Aufstellen hat, wird diese Kenntnisse und Fähigkeiten gut in EMDR integrieren können.
Denn jeder Klient ist – genauso wie wir – Bestandteil von Systemen:
- System der Herkunftsfamilie
- Gegenwärtiges Beziehungs- oder Familiensystem
- Berufliches System (Firma oder als Selbstständiger mit Kunden)
- Gemeinschafts-Systeme (Vereine, Gemeinden, das Land…)
- Nicht zuletzt auch des Systems Planet Erde oder Kosmos
Daher ist beim Lösen von Themen der Kontextbezug auch ein bedeutender Wirkfaktor.
Wenn wir die Systeme oder Kontexte und ihre Wechselwirkungen besser kennen und verstehen, können wir
- Klienten besser unterstützen, Veränderungen nicht nur für sich allein im Kämmerlein zu bewirken.
- die Wirkung von Veränderung auch unterstützen im Kontext mit den Systemen, in denen die Klienten leben und handeln.
Sonst halten die Veränderungen dem Praxis-Test nicht stand. Und das wäre frustrierend und jammerschade.
Fazit:
Wenn du dich bereits mit systemischen Aufstellungen befasst hast – sei es in Theorie oder Praxis oder sogar mit Ausbildungen – wirst du sehr profitieren davon, wenn du EMDR Coaching anwendest. Weil du Vieles davon integrieren kannst.
Bist du EMDR Coach und hast keine Vorkenntnisse mit dem systemischen Ansatz, beginne dich damit zu beschäftigen. Es lohnt sich. Du kannst viel dabei lernen auch für’s EMDR.
- Psychoedukation zu Ordnung in Systemen
- Unterstützen beim Entwickeln von kleinen hilfreichen Sätzen oder Ritualen unter Visualisierung bei der Verarbeitung
- Anregung von Standpunktveränderungen im wörtlichen Sinn unter Visualisierung bei der Verarbeitung
Erste Anregungen mit Buchtipps dazu findest du oben in den Shownotes zu diesem Beitrag.
EMDR ist – wie schon mehrfach erläutert – keine „Stand alone“ Methode. Daher kannst du EMDR wunderbar mit den besten bewährten Methoden ergänzen und in der Wirksamkeit erweitern.
Inspirationen mit Wirkkraft
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In der nächsten Folge befassern wir uns mit Hypnose und EMDR. Bleib dran.
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Herzlich
Kathrin (Stamm)
P.S.: Teile gerne im Kommentar deine Erfahrungen mit systemischer Aufstellungsarbeit oder deine Tipps mit Ergänzungen dazu. Lass uns im fachlichen Austausch bleiben!