Warum Ressourcenarbeit das A und O für Coaching ist
Hier erfährst du, wie du weniger anstrengend, also leichter, wirksamer und zeitsparender deine Klienten unterstützt. Also das ist nix für diejenigen, die ihre Coaching Stunden mit ihren Klienten lieber mit anstrengendem Sich-im-Kreise drehen und verquatschen verplempern wollen.
Bevor wir loslegen, berichte ich dir vom Ausgang meines Rauhnacht Experiments und den Folgen für das neue Jahr. Die übrigens auch den Podcast und Blog betreffen.
Was erwartet dich in „Warum Ressourcenarbeit das A und O für Coaching ist“?
Wie du deine Klienten mit Ressourcenarbeit leichter, schneller und wirkungsvoller zu Lösungen begleitest.
Was hast du davon, wenn du die heutige Folge hörst?
Du kannst entspannt das Verhältnis von Arbeit an Problemen und Arbeit mit Kraftquellen und Co. neu reflektieren.
Wir sprechen über
- Den Unterschied zwischen Therapie und Coaching
- Wie du als Coach und Berater von Beobachtungen und Kenntnissen aus der Therapieforschung profitierst
- Das Konzept gesunder Selbstregulation
- Das bipolare Modell, das weit mehr ist als die Stimulation der beiden Gehirnhälften
- Und über den irrigen Glauben, dass gesunde Menschen ihre Ressourcen bestens präsent haben und sowieso nutzen. Warum man sich also Ressourcenarbeit bei seelisch gesunden Menschen nicht Coaching sparen sollte.
Am Ende weißt du in welches Verhältnis du die Arbeit an Problemen zur Arbeit an Ressourcen stellen solltest und warum.
Hier geht’s zum Podcast-Audio Warum Ressourcenarbeit das A und O für Coaching ist
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Shownotes zu Folge 058
Was ist EMDR? Hier findest du den erwähnten Blog-/Podcastbeitrag dazu.
Weitere Beiträge zu EMDR findest du in der Kategorie EMDR Ausbildung
Die klinisch-diagnostischen Leitlinien zur Kassifikation psychischer Störungen helfen bei der Abgrenzung zwischen Coaching und Therapie. Noch gilt der ICD-10 Kapitel V (F).
In diesem Jahr 2019 soll der neue ICD-11 von der WHO verabschiedet werden. Du kannst dich hier auf dem Laufenden zum ICD-11 halten.
Eine aus meiner Sicht hilfreiche Definition von Coaching findest du auf der Seite des deutschen Business Coachingverbandes
Skript: Warum Ressourcenarbeit das A und O für Coaching ist
Bevor wir gleich loslegen, berichte ich dir vom Ausgang meines Rauhnacht Experiments und den Folgen für das neue Jahr. Die übrigens auch den Podcast hier betreffen.
Wie du in Folge 057 gehört hast, habe ich dieses Jahr mit besonderem Bewusstsein die Rauhnächte, also die Zeit zwischen dem 21.Dezember und 6.Januar erlebt. Mit Zeiten des Innehaltens, Rückblick, Meditationen, Vision und Zielentwicklung für das neue Jahr.
Ein Ergebnis ist, das ich in Blog und Podcast nur noch alle 2 Wochen veröffentliche. Du wirst mehr über achtsames EMDR Coaching mit Humor und Leichtigkeit hören, also wir gehen tiefer in Feinheiten und Kniffe für dich und deine Coaching Praxis.
Das liegt daran, dass ich mehr Zeit für mein neues Heartify Coach Mitglieder Netzwerk investieren möchte. Dieses frisch gegründete kollegiale Netzwerk bietet dir und mir die Möglichkeit zu Austausch auf Augenhöhe, gegenseitiger Unterstützung z. B. durch besondere Inspirationen nur für Mitglieder und kollegiale Online Treffen für Austausch und Supervision. Das liegt mir für dieses Jahr sehr am Herzen.
Was mich fast aus den Schuhen gehauen hat
Eine meiner Töchter studiert Kulturpädagogik. Gestern schickte sie mir überrascht eine Fotonachricht. Aus ihrer Vorlesung in Psychologie. Sie hatten tatsächlich als aktuelles Thema EMDR Traumatherapie. Das hat mich fast aus den Schuhen gehauen. Was hat EMDR mit Kulturpädagogik zu tun? Im Nachhinein wird mir deutlich: So einiges! Es geht darum in der Kulturpädagogik darum, Menschen Kultur näher zu bringen. Kultur ist eine nicht zu unterschätzende Kraftquelle. Das durfte ich in den letzten Tagen selbst erleben. Als uns meine Mutter zum Jahresabschluss zu Beethovens 9. Sinfonie in der Meistersingerhalle Nürnberg eingeladen hat. Mein Mann und ich waren so tief berührt, wir fanden wirklich keine Worte, die hätten ausdrücken können, was wir innerlich emotional erlebt haben dabei. So war ich zum Beispiel mit meinen Kindheitserinnerungen beschäftigt. Erinnerungen an Sonntag-Vormittage, die die Familie mit klassischer Musik im Hintergrund verbrachte. Beethoven gehörte auch dazu. Abgesehen davon, dass mein Vater sehr schön Klavier spielen konnte als ich klein war und Beethoven sein Lieblingskomponist war, waren diese Vormittage meist sehr entspannte Familienstunden. Eine Kraftquelle. Eine Ressource. Die Musik erlebten wir als aufwühlend-erhebend.
Das bringt mich zum EMDR. Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Die wirkungsvollste und sehr gut beforschte Therapiemethode für posttraumatische Belastungsstörungen, Ende der 80-er Jahre von der Psychologin Francine Shapiro entwickelt. Was EMDR ist und wie es abläuft kannst du in den Folgen https://heartify.life/023 und folgende nachhören oder lesen. Worin ich die Verbindung zur Kulturpädagogik finde? Kultur kann eine große Ressource, Kraftquelle für Menschen sein. Zugang zu eigenen Ressourcen, Kraftquellen, spielen im EMDR eine große Rolle. Eine sehr große Rolle. Warum das so ist und was du dir davon für dein Coaching oder deine Beratung abschauen kannst, verrate ich dir heute.
Was wir als Coaches und Berater von Therapie mit EMDR lernen können
Bei Therapie, die zu Recht in die Hände geschulter Fachleute gehört, handelt es sich um Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Um die Abgrenzung auch als Coach besser vornehmen zu können empfiehle ich die Lektüre des ICD 10. Wenn du den Podcast später hörst: In diesem Jahr soll der überarbeitete Diagnoseschlüssel für psychische Erkrankungen, der ICD 11 von der WHO verabschiedet werden. Die entsprechenden Seiten zum Diagnoseschlüssel ICD 10 und ICD 11 sind oben in den Shownotes verlinkt.
Ich gehe jetzt davon aus, dass du die Abgrenzung zu Therapie kennst und dich entsprechend mit den Grenzen zum Coaching beschäftigt hast. Jedenfalls ist die alte Huber-Ausgabe zum ICD 10 Kapitel V (F) bei mir ziemlich zerfleddert, mit vielen Notizen und Hervorhebungen versehen. Neulich fragte mich ein Bekannter, warum ich mit dem Stift lese… Weil ich die Angewohnheit habe, mir wichtige Stellen mit Markern hervorzuheben. Tja und so sieht so ein Buch dann auch aus. Dafür finde ich schnell wichtige Informationen wieder.
Und im Gegensatz zu Therapie – was ist dann Coaching?
Coaching ist professionelle Unterstützung in beruflicher, persönlicher und sozialer Kompetenz. Besonders gefällt mir die Erläuterung des deutschen Business Coachingverbandes. Sinngemäß schreiben sie: Im Coaching der Klient lernt seine Probleme eigenständig zu lösen. Der Coach fördert die Selbstreflexion, Selbstwahrnehmung und die selbstgesteuerte Erweiterung und Verbesserung der Möglichkeiten des Klienten bezüglich Wahrnehmung, Erleben und Verhalten.
Dazu kann EMDR eine Menge beitragen. Insbesondere die Ressourcenarbeit, die ein oft unterschätzter Wirkfaktor nicht nur im EMDR Coaching ist.
Dem EMDR liegt das Konzept zur Anregung gesunder Selbstregulation des Gehirn-/Nervensystems zugrunde. Aus mittlerweile jahrzehntelangen Beobachtungen und Forschungen zu EMDR mit seinen mittlerweile vielfältigen Einsatz- und Kombinationsmöglichkeiten aus dem Klinikbereich dürfen wir als Coaches gerne profitieren. Denn was bei Menschen mit weniger gesunder Selbstregulation gut funktioniert, funktioniert bei Menschen mit stärkerer Basis umso besser.
Meiner Erfahrung nach profitieren wir im Coaching enorm, wenn wir einige Prinzipien aus dem EMDR übernehmen: Klienten lösen ihre Angelegenheiten nachhaltig und in der Tiefe, es geht schneller, lockerer und leichter als durch einfaches Gespräch.
Das bipolare Modell als Grundlage
hat sich im EMDR besonders bewährt. Dabei geht es nicht einfach um das „Winken“, der Stimulation der beiden Gehirnhälften, wie man sich landläufig EMDR so vorstellt. Sondern um die systematische Anwendung des bipolaren Modells.
Bipolar meint an der Stelle nicht die Stimulation der rechten und linken Gehirnhälfte durch diverse rechts-links Aktivitäten. Sei es visuell durch Winken, akustisch durch rhythmische Stimulation oder kinästhetisch durch Klopfen oder Tappen.
Sondern bipolar meint das konsequent und bewusst gesteuerte hin- und her- Pendeln zwischen dem funktionierenden Bereich und dem dysfunktionalen Bereich. Der funktionierende Bereich sind die Fähigkeiten, das Wissen, Erlerntes, Bewältigtes, eigene Erfolgsstrategien des Klienten.
Zum dysfunktionalen Bereich gehört belastendes Material wie unangenehme Gefühle, Ängste in die Zukunft, blockierende Überzeugungen, belastende Erinnerungen, Auslöser von Stress u.v.m. Also losen Fäden zu dem, was der Klient verändern möchte. Weshalb er unsere Coachingpraxis aufgesucht hat.
Vor 10 Jahren „malte“ eine Kollegin ein geniales Bild zum bipolaren Modell. Sie arbeitete beruflich mit – wie sie es nannte „verhaltensoriginellen Kindern und Jugendlichen“. Oft hatten diese in ihrer frühen Kindheit bereits belastende, traumatisierende Erfahrungen gemacht. Die Kollegin nahm einen Stift in die Hand und malte damit eine Acht in die Luft. Sie erläuterte: Wichtig bei der Arbeit mit diesen Kindern ist der Wechsel von Eintauchen und Aktivieren von Ressourcen, Kraftquellen und Bewältigungsfähigkeiten mit dem Wechsel zu belastenden Erinnerungen. Und dann ganz schnell und konsequent immer wieder zurück zu den Ressourcen. Der sich wiederholender Kreislauf unterstützt, dass sich die Bewältigungs- und Lösungsfähigkeiten auf das bisher belastende und nicht dienliche „Material“ im Gehirn und Nervensystem ausdehnen. Während ihrer Erklärung zeichnete sie mit dem Stift die Acht immer wieder aufs Neue. Dieses Bild habe ich nicht vergessen.
Bei psychisch kranken Menschen ist viel Ressourcenarbeit und eine gute Stabilisierung Voraussetzung für EMDR. Das kann mehrere Monate in Anspruch nehmen. Dafür sind Kliniken mit dem hervorragend geschulten Fachpersonal wunderbar geeignet. Denn hier werden Menschen kleinschrittig bei der Stabilisierung zu unterstützt und die gesunde Regulationsfähigkeit neu oder wieder entwickelt.
Der Irrglaube im Coaching
Es ist ein großer Irrglaube, dass wir bei unseren Coaching Klienten, die taff im Arbeitsleben stehen, Familie managen und einfach gerade eine Krise oder besondere Herausforderung haben, auf Ressourcenarbeit verzichten können. So lese ich immer wieder Anleitungen zum Selbstcoaching mit EMDR wo es lediglich um Verbindung mit belastenden Gedanken und Gefühlen und Anleitung zu Stimulation der beiden Hirnhälften geht. NEIN, das geht aus meiner Sicht gar nicht. Das halte ich sogar für gefährlich. Und wen wundert es, wenn es nicht funktioniert? Mich nicht. Ich habe auch Kollegen kennengelernt, deren Ressourcenarbeit besteht darin, Klienten anzuleiten, die gewünschten Fähigkeiten und Stärken auf ein Papier zu schreiben, sich daraufzustellen und diese einzuatmen. Dann legen sie mit der Stimulation los. Das kann vielleicht manchmal funktionieren. Ich bevorzuge jedoch, Klienten zu unterstützen, aktiv nach Bewältigungssituationen zu suchen. Erinnerungen an Fähigkeiten und Stärken aufzuspüren und diese nach allen Regeln der Kunst zu visualisieren, mit kurzer EMDR Stimulation nach Wahl zu verstärken und zu verankern. Das hat ganz andere Qualitäten und Kraft.
Man kann nie genug Ressourcen haben
Es darf übrigens in jeder Angelegenheit oder Sitzung eine andere Ressource sein! Nach meiner Meinung kann man nicht genug davon haben. Oft habe ich schon in der Ausbildung erlebt, dass Kollegen gesagt haben: Brauch ich nicht zu machen, ich hab schon eine Ressource aus der NLP Fortbildung. Wenn wir die dann im konkreten Fall testen, funktioniert sie nicht immer. Also auch das gehört dazu, jeweils neu zu schauen: funktioniert das, was wir letztes Mal erarbeitet haben heute auch oder brauchen wir für heute eine neue Kraftquelle? Oft erschließt sich der Sinn erst im Nachhinein. Warum es für die Sitzung mit dem heutigen Thema genau die Kraftquelle sein sollte.
Ob Business Coaching Klienten oder die, die mit einem privaten Thema Veränderung wünschen: alle profitieren von einem hohen Anteil an Verbindung mit persönlichen Kraftquellen. Und meine Empfehlung ist: mach es wie in dem Beispiel mit dem Stift und der Acht: Wechsele zwischen Ressourcen, Stärken und Fähigkeiten und dem zu verändernden Material hin und her. Je öfter und konsequenter du das tust, desto schneller und leichter werden Lösungen gefunden, Hilfreiches (wieder-) entdeckt und die Kreativität angekurbelt.
Jetzt zu den Zahlen
Tatsächlich empfehle ich dir eine 50:50 Aufteilung. Also mindestens 50% im Coaching mit Ressourcen, Fähigkeiten, Stärken und Lösungen beschäftigt zu sein. Die Zeit für Beschäftigung mit individuellen Ressourcen ist keine Verschwendung, sondern beschleunigt, erleichtert und bringt nachhaltigeren Erfolg im Coaching.
Beim EMDR Coaching berücksichtigen wir das bereits in der Anamnese, in der Vorbereitung, beim Strategieplan, in der Verarbeitungsphase, beim Abschluss einer Sitzung und sogar zu den „Hausaufgaben“ gehört die Verbindung mit den erarbeiteten Ressourcen im Alltag.
Weitere Einzelheiten und Anleitungen gehören zum Inhalt der EMDR Coach Ausbildung.
Zusammenfassung:
Aus dem EMDR können wir lernen: Zum Konzept gesunder Selbstregulation gehört das bipolare Modell. Die Aktivierung von Fähigkeiten, Stärken und Ressourcen ist Basis und genauso wichtig wie die Verarbeitung von Belastungen und Herausforderungen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Ressourcenarbeit nur etwas für traumatisierte Menschen mit psychischer Erkrankung ist. Auch gesunde leistungsorientierte Klienten profitieren von Ressourcenaktivierung im Rahmen von Coaching enorm.
Mein Tipp: achte darauf, dass du dich ungefähr 50% der Coaching-Zeit im Ressourcenbereich aufhältst und fahre mit deinen Klienten (symbolisch gesprochen) regelmäßig die acht entlang, also wechsele immer wieder hin und her zwischen Beschäftigung mit Ressourcen und Verarbeitung von Belastungen.
Das Vorgehen lohnt sich mehrfach: Obwohl du für Ressourcenarbeit mehr Zeit aufwendest, sparst du insgesamt. Dein Coaching gelingt leichter, wirkungsvoller und die Kreativität deiner Klienten zu ihren ganz eigenen passgenauen Lösungen sprudelt regelrecht.
Kleine Abschlussaufgabe:
Überschlage einfach aus dem Bauch heraus, wie das Verhältnis zwischen Ressourcenorientierung und Beschäftigung mit belastendem Material in einer Sitzung ist. Wie oft reist ihr/du und dein Klient die „Acht“ entlang? Also wie oft und lange wechselt ihr von einem Pol zum anderen? Wie zufrieden bist du mit eurem Ergebnis auf einer Skala von 0 ist gar nicht und 10 ist supergut? Lass mich dein Ergebnis gerne wissen unten im Kommentarfeld.
Wenn ich dich ein wenig anregen konnte und du dazu eigene Erfahrung hast, freue ich mich über Feedback. Auch wenn du ganz andere Gedanken oder wichtige Ergänzungen zu Ressourcenarbeit hast: hinterlasse mir gerne einen Kommentar. Ich lerne gerne dazu.
Ich wünsche dir eine kraftvolle Woche.
Kathrin (Stamm)
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